Die Zucht von Süßwasserperlen erfolgt in Seen und Flüssen. Dank zahlreicher experimenteller Ansätze mit verschiedenen Muschelarten haben Süßwasserperlen im Laufe der vergangenen 40 Jahren ein großes Spektrum an Formen, Farben und Größen entwickelt. Das Besondere an Süßwasserperlen ist, dass sie ohne Kern heranwachsen. Ihr Korpus besteht vollständig aus Perlmutt.

Erste Zuchtversuche in Japan

Die ersten Versuche rund um die Zucht von Süßwasserperlen machten die Japaner in den 1920er-Jahren im See Biwa. Dabei entdeckten sie, dass Süßwasserperlen auch ohne einen Kern wachsen. Stattdessen reicht es für das Anregen des Wachstums aus, der Muschel ein Stück Gewebe einer anderen Muschel einzupflanzen.

Lange war die Biwa-Perle der Inbegriff für die vollständig aus Perlmutt bestehende Süßwasserperle. Jedoch geriet der See in den späten 1980er-Jahren durch die intensive Perlenzucht sowie durch Umweltverschmutzung aus dem Gleichgewicht, so dass sich dort heute keine Perlenfarmen mehr befinden.

Heute liegt das Zentrum der japanischen Süßwasserperlenzucht im Kasumigaura See im Norden von Tokyo. Im Gegensatz zu den Biwa-Perlen besitzen diese Süßwasserperlen aber einen Kern. Da im Kasumigaura-See lediglich 160 Quadratkilometer für die Perlenzucht zur Verfügung stehen, ist die Ernte qualitativ hochwertiger Perlen begrenzt. In der Regel besitzen Kasumiga-Perlen einen Durchmesser von 10 bis 15 Millimeter.

Süßwasserperlen aus China

Heute stammen die meisten Süßwasser-Zuchtperlen aus China. Dort begann man in den 1970er-Jahren, mit der Muschel Hyriopsis cumingii eine große Produktion kernloser Süßwasserperlen zu etablieren.

Nach dem Tod Mao Zedongs im Jahre 1976 setzte in China eine Öffnung des Marktes sowie die intensive Förderung der Landwirtschaft ein. Im Zuge dieser Entwicklung erhielten Bauern auch die Erlaubnis, selbst gezüchtete Perlen zu vermarkten. Da die Farmer jedoch kaum Kenntnisse über die Perlenzucht besaßen, wurde der Markt innerhalb kurzer Zeit mit Perlen von schlechter Qualität – sogenannten „Rice-crispies“ – überschwemmt.

Erst in den 1990er-Jahren verbesserte sich die Qualität chinesischer Süßwassermuscheln wieder. Die Farmer verwendeten zur Zucht wieder ausschließlich die Muschel Hyriopsis cumingii und verfügten mittlerweile über das nötige Know-how und Equipment. So konnten sie nahezu runde Süßwasserperlen mit exzellentem Lüster und glatter Oberfläche mit einem Durchmesser von bis zu elf Millimetern anbieten.

Zuchtmethoden für chinesische Süßwasserperlen

Süßwassermuscheln muss für die Perlenzucht – im Gegensatz zu Salzwassermuscheln – kein Kern eingepflanzt werden. Es genügt das Implementieren eines Gewebeteilchens einer anderen Muschel. Dafür ritzen die Farmer die Perlenschalen mit etwa 15 kleinen Schnitten an und setzen an diesen Stellen etwa drei Millimeter große Gewebeteile anderer Muscheln ein. Dieses Vorgehen belastet die Muscheln deutlich weniger als das Einsetzen eines Kerns.

Für die Zucht eignen sich Muscheln ab einem Alter von sechs bis zwölf Monaten. Das Perlenwachstum beansprucht – abhängig von der anvisierten Perlengröße – ein bis sieben Jahre. In diesem Zeitraum bilden sich in der Muschel unterschiedlich große und verschieden geformte Perlen in diversen Farbschattierungen.

Setzt der Farmer die Muscheln nach der ersten Ernte zurück ins Wasser, schenkt er ihnen ein zweites Leben. Dieses nutzen die Muscheln, um weitere Perlen zu bilden. Diese sind jedoch in der Regel mehr barock als rund.

Seit knapp 20 Jahren werden in China auch Süßwasserperlen mit Kern gezüchtet. So möchten die Farmer große runde Perlen von exzellenter Qualität erhalten. Da diese Perlen jedoch meist eher länglich geformt sind, werden sie häufig als „fireballs“ bezeichnet.

Im Bemühen, möglichst runde Perlen zu ernten, führen die chinesischen Perlenfarmer heute den Kern in das tiefere Gewebe der Muschel ein. So erhalten sie Perlen mit Durchmessern von bis zu 18 Millimetern. Deren Farbspektrum reicht von intensivem Lachs über Rosé bis hin zu sanft violetten Tönen und reinem Weiß. Eine glatte Oberfläche stellt jedoch noch immer die Ausnahme dar. Bezeichnet werden die chinesischen Süßwasserperlen mit Kern als „Ming-Perlen“ oder „Edison-Perlen“.

Aktuell versuchen die chinesischen Perlenzüchter, den Muscheln mehrere Kerne einzupflanzen, um auf diesem Weg kostengünstig größere Mengen an kleinen hochwertigen Perlen zu erhalten.